+ Aus dem Archiv. J. Gundert. Bericht über die Mädchenschule in Calicut <31/12> Nov. 1858. Als ich im Nov. 1857 hieher nach Calicut kam, traf ich 51 Mädchen in der Schule an, von denen uns im Lauf dieses Jahres 10 verlassen haben. Lydia, Maria und Assuba sind an junge Leute aus unserer hiesigen Gemeinde verheiratet im Dez 1857 - Eunika, Martha und Chlo‰, welche zu alt waren, um noch länger in der Schule zu bleiben, kehrten im Mai 58 zu ihren Eltern nach Codacal zurück, wo sie nun Feldarbeit verrichten. Im gleichen Monat ward Zipola an Daniel in Coilandy, Therese an Zacharias in Codacal und Tabitha an Francis in Malaporam verheiratet. Im Juni 58 kehrte Debora nach Codacal in ihr elterliches Haus zurück. Die 10 Mädchen, die in diesem Jahre in die Schule eingetreten, sind: Cugei Cutti od. Eliza, eine Waise von Codacal von der Tier Kaste etwa 12 Jahre alt, Tirumala od. Abigail, deren Eltern (Heiden) in Codacal sind von der Tier Kaste. Sie ist etwa 13-14 Jahre alt. Diese 2 Mädchen kamen im Juli 1858. Eine engl. Dame zahlt monatlich Rs 2 für sie. Chiru, deren Mutter (Heidin) in Codacal ist, kam im August etwa 13 Jahre alt von der Tier Kaste. Jael von Tellicherry von der Wettuva Kaste etwa 5 Jahre alt, kam im Sept; mit ihr kam Dora, auch von Tellicherry etwa 4 Jahre alt von der Tier Kaste. Tabitha, Schwester der Lydia, kam im Sept. 58, vielleicht 8 Jahre alt, Tier Kaste. Martha von Kaity etwa 11-12 Jahre alt, ein Tamul Mädchen, kam im Okt. 58. Hanna, etwa 4 Jahre alt, von der Tier Kaste, kam im Nov. 58. Lydia, das kl. Albino Mädchen, welche wir von Mangalore mitbrachten etwa 6 Jahre alt. Für diese letztere stehen die Auslagen bis jetzt nicht auf der Schulrechnung. Neben den 51 in der Schule wohnenden Mädchen, haben wir noch 3-4 auswärtige Kinder, welche an Weihnachten auch eine kl. Bescherung erhalten. Die Mädchen lernen, wie früher, außer Lesen und Schreiben auch noch Arithmetik und Geographie bei dem Katechisten Samuel 3 Mal in der Woche. Einige der älteren Mädchen lernen English bei M. Gundert. Sie lernen dieses beinahe lieber als ihre eigene Sprache, aber es wird nur als Belohnung für die Fleißigen gelehrt. Die Handarbeiten sind, wie gewöhnlich, Nähen, Stricken, Häkeln und Filetstricken. Singen, welches Frau Fritz so schön lehrte, wird fortgesetzt, die Mädchen sind große Liebhaberinnen davon und singen während der Arbeit, dem Spielen, ja, oft noch bis spät in die Nacht hinein. - Gestern als ich die wöchentliche Kopfvisitation vornahm, bat eines der Kinder, welches ein böses Gewissen hatte, wegen Leben in den Haaren, man möchte ihr doch lieber eine Tracht Schläge geben, als ihr ein kl. Zipfelein Haar abschneiden (die gewöhnliche Strafe für solche Sachen) Die Schande, ein bischen Haar weniger zu haben, sei zu groß! In einigen unserer Kinder hier hat der Herr sein Werk angefangen. Sechs der ältern Mädchen gehen alle acht Wochen zum heilgen Abendmahl. Eine derselben macht uns grosse Freude, denn Gottes Werk in ihrem Herzen ist ganz unverkennbar. Ihr Name ist Lydia. Sie ward uns von einem jungen Engländer übergeben, der sie einige Zeit in seinem Hause gehabt hatte. Sie ist nun wirklich bekehrt durch Gottes Gnade Von Zeit zu Zeit wird den Kindern ein Vakanztag gegeben, ein wahres Fest für sie. Sie bekommen dann Kaffee, den ein Missionsfreund uns zu diesem Zwecke gegeben hat. Sie haben natürlich eine große laute Freude daran, ein neues Essen zu bekommen, auch dürfen sie an solchen Tagen in ihren kl. Gärten arbeiten, aus denen sie uns manchmal ein wenig Gemüse geben. Wir fürchten, daß die Auslagen für die Schule anstatt abzunehmen vielmehr zunehmen werden, denn ein Maund Reis kostet nun Rs 3 As 4, währenddem es früher nur R 1 As 4 kostete. Die Ernte ist nun vorbei, und so haben wir keine Aussicht mehr, es in diesem Jahre wohlfeiler zu bekommen. Da die meisten der Mädchen ihre Eltern nicht hier, sondern in Codacal und Coilandy haben, so erhalten diese, nach alter Einrichtung, an den Tagen, an welchen sie ihre Kinder besuchen, ihr Essen aus der Schule. Außer unsern Schulkindern sind noch 2 Witwen in der Schule. Die eine: Sarah, Mutter der Pauline und des wohlbekannten Catechisten-Schüler Zacharius, der an der Cholera starb. Sie lehrt die Mädchen das Kochen; die andere: Dina, Mutter der Esther, welche immerwährend krank und leidend ist und der Pflege ihrer Tochter bedarf. Julie Gundert. + Archiv. Verzeichnis der Mädchen in der Anstalt zu Calicut im November 1858 (Aus dem Französ. übersetzt) Johanna kam 1851, ist ca 22 Jahre alt. Obschon fast ganz blind ist sie in ihrem Anzug sehr eigentlich (heikel). Sie untersucht mit den Fingern Breite, Länge und Beschaffenheit des Stoffes, und wenn es nicht alles recht ist, so beklagt sie sich den ganzen Tag. Ihre Eltern sind Heiden; man weiß nicht, wo sie gegenwärtig sind. Johanna ist schwächlicher Gesundheit und sehr saurer Gemütsart; sie hilft in der Küche, soweit es ihr möglich ist. Monika kam 1848, zu welcher Zeit man sie 7-8 Jahre alt schätzte. Sie ist halbblind geboren und hilft auch in der Küche. Ihre Eltern sind Heiden von der Tier-Kaste und wohnen in Bepore. Monika ist sehr artig und singt gerne. Susanna I Tochter des Bauern Esra in Ellatur, von der Tierkaste. Da ihr Vater sehr träge ist vermag er sie kaum zu erhalten. Auch die Tochter ist nicht gar zu fleißig obschon nicht unbegabt. Sie liest und schreibt sehr gut Malayalam, lernt ziemlich leicht Englisch und kennt auch die Arbeiten. Sie kam im J. 1846, als sie 4-5 J. alt war. Am 1. Jan. 51 wurde sie getauft. Sie empfängt das hl. Abendmahl und es scheint ein Werk Gottes in ihrem Herzen begonnen zu haben. Hava (Eva) kam 1850 als sie 7 J. alt war. Ihr Vater, Adam, welcher mit ihr kam, wohnt jetzt in Malapuram. Hava liest und schreibt sehr gut und arbeitet ordentlich. Sie ist ziemlich gehorsam aber finsterer Gemütsart. Dina kam 1846 als sie 4 J. alt war. Eine Waise von der Tierkaste. Sie liest und schreibt sehr gut, arbeitet ordentlich, ist aber etwas stolz und flüchtig, doch gehorsam. Lea I, Schwester der Dina, kam 1846 als sie 3 J. alt war. Da sie noch viel flüchtiger ist als ihre Schwester muß sie beständig beobachtet werden. Sie liest und schreibt nicht so gut wie Dina, obwohl sie viel begabter ist; arbeitet ziemlich gut. Salome kam 1851 als sie 8 J. alt war. Ihr Vater, Jacob, ein Aussätziger, starb voriges Jahr in Coilandy, wo ihre Mutter noch wohnt. Liest und schreibt gut, arbeitet auch ordentlich. Sie ist gehorsam aber düsteren Gemüts. Ist nicht begabt und weiß fast nie zu antworten, wenn man sie über die Bibel befragt. Susanna II, Schwester der Salome, kam 1855 als sie 5 J. alt war, ist sehr träge, gehorcht ungern und ist auch etwas finster. Sie fängt an zu lesen und zu schreiben. Esther kam 1853 mit ihrer Mutter Dina. Ist jetzt etwa 15-16 J. alt von der Panikerkaste. Von schwacher Gesundheit, sehr begabt. Scheint mir nicht ganz aufrichtig, obschon nicht ohne ein Gnadenwerk in ihrem Herzen. Schreibt, liest und arbeitet gut, lernt auch Englisch mit großer Leichtigkeit. Christina, Tochter des Bauern Patros in Codacal. Kam im Jahr 1850 als sie 6-7 J. alt war, von der Weberkaste. Ist nicht begabt, lernt und arbeitet aber dennoch gut und ist gehorsam. Selma I kam mit ihrer Mutter und ihrem Bruder im J. 1856 als sie 14 J. alt war, von der Zimmermannskaste, hat wenig Gaben, fängt an zu lesen und zu schreiben und ist ziemlich verständig. Rhoda (Schützling einer Basler Dame). Die arme Waise eines Moslem von Bangalor, wurde 1855 von einem Beamten (Mr Tod) der Schule übergeben, als sie etwa 10 J. alt war. Ist ein wenig trügerisch und diebisch, lernt nicht leicht, arbeitet gut und ist meist ziemlich gehorsam, aber oft übler Laune. Elisabeth kam 1856 als sie 13 J. alt war, von der Nayerkaste. Sie machte uns zur Zeit ihrer Taufe viel Hoffnung, scheint aber seitdem im Geistlichen nicht fortgeschritten zu sein. Sie lernt ordentlich. Rebecca, Tochter des Titus, am 13. Nov. 44 geboren, von der Tierkaste, trat 1850 in die Schule. Etwas gedankenlos, unbegabt, aber sehr artig, wahrhaftig und gehorsam. Rachel, älteste Tochter des Theadeus, dem vormaligen Schullehrer in Tellicherry, etwa 14 J. alt; sehr begabt aber auch sehr schwatzhaft und flüchtig, lernt sehr fleißig Englisch, arbeitet sehr gut und ist ziemlich gehorsam. Ihr Vater starb voriges Jahr; von der Tierkaste. Debora, zweite Schwester der Rachel, 9-10 J. alt, ebenfalls begabt, aber träge, schwätzt unaufhörlich und gehorcht ungern. Lea II, die dritte Schwester, 7. J. alt, sehr begabt, liebenswürdig, sehr fleißig, sehr gehorsam; auch betet sie, glaub ich und wünscht den Heiland zu lieben. Ist aber nicht recht gesund. Paulina kam mit ihrer Mutter Sarah, ist jetzt 14 J. alt, von der Nayerkaste, hat ziemlich gute Gaben, ist aber ungemein träg und hochmütig. Darum kann man von ihr auch keinen Gehorsam erwarten. Lydia I, früher Chiru, 17 J. alt, von der Tierkaste. Ein junger Engländer übergab sie der Schule, nachdem er sie in schlimmer Absicht einige Zeit bei sich gehabt. Als ers bereute sandte er das Mädchen zur Schule. Seitdem ist sie durch die Gnade Gottes bekehrt. Der Unterricht vor ihrer Taufe war das Mittel zu ihrer Bekehrung, und nun liebt sie den Herrn von Herzen, zuweilen nimmt sie junge Mädchen zu sich und betet mit ihnen. Das Wort Gottes, das ihre Nahrung ist, wohnt in ihrem Herzen, und sie ist immer mit einer guten Antwort fertig, wenn sie befragt wird. Sie liest und schreibt gut, obschon sie nichts davon wußte ehe sie hieher kam. Sie hat weniger Geschmack an den Arbeiten als an den Lektionen. Coognamma, Schwester der Lydia, 8 J. alt, obschon sie noch nicht getauft ist nennen wir sie schon: .......1 Tabitha Ist den Leuten, die sie bei sich behielten, entwischt und kam im Aug. 58 in unsere Schule. Diese zwei Schwestern sind Waisen und wurden eine zeitlang bei einem schlechten Weibe erzogen, welche vorgiebt ihre Verwandte zu sein. Tabitha ist nicht weniger begabt als ihre Schwester, ist artig und gehorsam, von sanftem Wesen, so daß wir sie sehr gern haben. Cleopha kam 1854 in die Schule als sie 9-10 J. alt war. Ihre Eltern Aaron und Persis sind Bauern von der Tierkaste in Codacal. Sie ist das fleißigste Mädchen sowohl im Lernen als Arbeiten, sehr gehorsam, immer in der besten Laune. Über die Bibel oder eine Predigt befragt, hat sie stets eine gute Antwort bereit, und ich glaube, sie liebt auch den Heiland. Ketura, ihre Schwester mit 12 J., hat kein so gutes Zeugnis wie jene; obschon sie arbeitet, schwätzt und spielt sie immer und ist nicht so gehorsam. Jael I, 1852 in die Schule gekommen, als sie 13-14 J. alt war. Ihr Vater, Cornelius, ist Bauer in Codacal. Zwar ist sie nicht begabt, arbeitet jedoch ordentlich, aber lernt schwer. Sie ist sanft und gehorsam; ich glaube, daß Gott ein Werk in ihr angefangen hat. Julie kam 1854 als sie 3-4 J. alt war. Ihre Mutter Eva, eine Witwe, ist jetzt Köchin für die Knaben, welche für die Schreinerei lernen. Julie lernt langsam, arbeitet nicht mit Fleiß, gehorcht aber ordentlich. Lina kam im J. 54, als sie 5 J. alt war, mit ihren Eltern Micha und Elise, welche noch Heide waren. Sie ist ein artiges kleines Mädchen, lernt brav, arbeitet fleißig und ist gehorsam. Auch in ihrem Herzen ist ein Werk Gottes. Thirza wurde im J. 54 von einem Katechisten auf dem Bazar gefunden, als sie 3-4 J. a. war. Sie war elternlos und in einem elenden Zustand. Sie ist von der Corrati Kaste (der Kaste der Wahrsager). Sie ist ein sehr sanftes und artiges Mädchen, lernt und arbeitet brav. Sie hat sehr dünne Arme und Beine und einen dicken Bauch, wahrscheinlich in Folge von Hungerleiden. Sie ist der Schützling einer Basler Dame. Susanna III kam 1854 als sie 5 J. a. war mit ihrer Mutter Rahab, welche noch Heidin war. Obschon nicht ohne Gaben, lernt sie nicht mit Fleiß, auch hat sie an der Arbeit keinen Geschmack. Sie ist etwas roh und eigenwillig. Dominga, Tochter einer Portugiesin Ajah, einer römischen Katholikin, kam im J. 1855 als sie 8-9 J. a. war. Scheint ohne alle Gaben zu sein, fast nichts zu können als frühstücken, zu Mittag und zu Abend zu essen. Auch schlägt dies gut bei ihr an, denn sie ist ungemein fett. Sie lernt und arbeitet sehr langsam und kehrt immer den Rücken, wenn man ihr etwas aufträgt. Juana, Schwester der Dominga, kam mit dieser i J. 55 als sie 5 J. a. war. Sie ist das Ebenbild ihrer älteren Schwester, aber doch etwas gelehriger. Tamar, Tochter des Thomas in Tellicherry, der sich selbst entleibte, als sie 6 J. a. war. Sie ist von der Tierkaste und sehr hübsch, auch sehr verständig, solang alles nach ihrem Sinn geht; sowie ihr aber etwas entgegentritt, ist sie hochmütig und äußerst trotzig. Sie hat viele Gaben, lernt aber nur wenig, weil es ihr nicht behagt Selma II Tochter der Reguel, kam im J. 1857 als sie 9 J. a. war. Sie gehorcht so ziemlich und lernt meistens ordentlich, obschon von sehr schwächlicher Gesundheit. Kezia kam im J. 1855 als sie 3 J. a. war, von der Tierkaste. Sie ist ein hübsches Mädchen, begabt, ziemlich gehorsam, aber nicht so fleißig als man wünschen möchte. Phoebe, Schwester der Kezia, jetzt 4 J. a., ebenso hübsch und begabt wie ihre Schwester. Mit Ausnahme der Buchstaben, die sie in den Sand schreibt, und des Strumpfbandes, welches sie strickt, verbringt sie ihre Zeit mit Spielen. Sie ist gehorsam. Dorcas, von der Sklavenkaste, kam im J. 1855 und ist jetzt ca 12 J. a. Ihr Vater, Amos, ist Bauer in Codacal. Sie ist kein gar glänzender Stern, ist ganz nicht fleißig, sieht immer verdrießlich aus, weiß äußerst wenig und gehorcht nicht. Hanna I, Tochter der Susanna, die seitdem den Weber Matthai von der Tierkaste geheiratet hat. Hanna kam im J. 1851 hieher und ist jetzt 12 J. a. Sie ist begabt, in ihren Lektionen fleißig und arbeitet ordentlich. Sie ist etwas stolz aber gehorsam und nicht ohne ein Gnadenwerk in diesem Herzen. Milca, von der Weberkaste, kam im J. 57 mit ihrer Mutter. Beide sind in diesem Jahr zugleich getauft worden. Milca ist ein sanftes Mädchen von 6 Jahren, lernt und arbeitet fleißig und ist sehr gehorsam. Maria, von Codacal, von der Tierkaste. Der Vater ist ein Heide. Die Mutter kam im J. 1857 mit Maria, die jetzt 8 J. alt und nicht fleißig ist, aber auch nicht begabt; sie träumt und schlummert während sie an der Arbeit ist. Bitthiah, Tochter einer Frau mit Namen Milca im Armenhause. Die Kleine kam i. J. 55 hieher als sie 2 J. a war, von der Tierkaste, ist artig, fleißig und strickt sehr flink. Mary, jetzt 5 J. a., kam voriges Jahr mit ihren Eltern von der Weberkaste. Sie sind noch Heiden. Mary ist ein gutes Mädchen, sehr gehorsam, sanft, besonders fleißig im Stricken, das sie besser macht als manche Große; fängt auch zu lesen an. Rahab kam i. J. 1857, Tochter Makkas von der Weberkaste, jetzt 8 J. a. Ihre Mutter starb hier als Heidin. Rahab lernt fleißig arbeiten. Fast nach jeder Predigt kann sie etwas davon wiederholen, ist sehr demütig und gehorsam, auch betet sie um ein neues Herz. Pettrina kam 1857 mit ihrer Mutter Elisa, die nach empfangener Taufe nach Codacal zurückkehrte. Pettrina ist jetzt 7 J. a., scheint äußerst stumpf zu sein, schläft immer in der Kirche und so auch beim Stricken; doch ist sie gehorsam. Cugne Cutti, christl. Elisa, obschon noch nicht getauft; eine Waise, Schützling des Capit. Dobbie, kam im Aug. 58 von Codacal. Sie sieht nicht sehr begabt aus, ist aber stets guter Laune, immer dienstfertig und lächelt selbst, wenn man sie tadelt. Sie zieht offenbar Hausgeschäfte dem Lernen und Nähen vor. Tirumala, Abigail genannt (noch ungetauft) kam im Aug. 1858. Ihre Eltern sind Heiden von der Tierkaste in Codacal. Sie ist 12 J. a., glaub ich, von schwachlicher Gesundheit. Schwätzt gern und ist nicht sehr gehorsam. Magdalene, eine kleine Waise, Me Bean's Schützling, etwa 8 J. alt, kam im Aug. 58, hat keine feste Gesundheit und lernt nicht schnell im Malayalem, da sie bis jetzt nur Tamil sprach. Ist artig, sanft und gehorsam. Chiru, von der Tierkaste, kam im Aug 58, noch nicht getauft. Die Eltern sind Heiden in Codacal. Sie ist 14 J. alt, fleißig, still und gehorsam. Jael II kam im Sept. 58 von Tellicherry, Tochter des Samuel von Anjerkandi, eines Aussätzigen; hat nicht viel Verstand, schwache Gesundheit und hat viele Grillen. Dora, kam auch im Sept 1858, ist 4 J. alt und hat keinen Vater mehr; die Mutter ist im Armenhaus in Tellicherry. Sie zeigt schon eine gute Portion Stolz und ist sehr trotzig. Macht mit ihrem hübschen Gesichtchen viele Grimassen, sieht begabt aus, tut aber nur gern was ihr behagt. Martha, Tochter Paul's (Knecht von Mörike in Kaety). Kam im Okt. 58, 12 J. a., eine Tamulin; hat ein sanftes Aussehen und ist gehorsam, ich hoffe, sie werde auch brav lernen. Hanna II. Vater und Mutter sind im Armenhaus in Calicut und sehr gebrechlich, Hanna mag etwa 4 J. alt sein, ist erst seit einigen Tagen hier und braucht für jetzt nichts zu lernen. Hoffentlich lernt sie gehorsam sein. Lydia II, eine kleine Albino von 6 Jahren, ist wie man meint, die Tochter eines Engländers und einer Eingebornen. Ihre vorgebliche Tante durchlief vor 2 1/2 Jahren Mangalur und Mercara um diese Kleine zu verkaufen, weil sie nicht recht gesund war. Da sie die geforderten 10 L'dor nicht erhalten konnte, übergab sie sie endlich dem Major Carr, gegen ein Geschenk. Dieser sandte sie sofort uns zu und fragte, ob wir uns derselben annehmen wollten. Wir nahmen sie mit Vergnügen auf und dankten dem Herrn, daß er dieses arme Geschöpf dem jämmerlichen Leben entrissen, für welches ihre Tante sie wahrscheinlich bestimmt hatte. Sie hätte sie sicherlich nicht fahren lassen, wenn Lydia gesund gewesen wäre. Sie heißt Lakshni (die Glücksgöttin). Wir gaben ihr den Namen Lydia und tauften sie. Als Albino ist sie weißer als die Europäer. Ihre Haare sind weiß und glänzend; sie hat Taubenaugen, die beständig in Bewegung sind, besonders wenn sie einigermaßen aufgeregt ist. Die Haut ist fast durchsichtig. Wenn sie weint wird sie unter ihren Augen plötzlich rot. Ihre Augen sind so zart, daß sie kaum sehen kann um irgend etwas zu tun. Sie ist sehr verständig, denn obschon sie sehr schlecht sieht, fängt sie doch an Englisch zu lesen und zu schreiben. Sie ist voller Phantasie und kann es nicht ausstehen 2 Tage hinter einander dieselbe Arbeit zu verrichten. Sie ist ungemein reizbar und gewöhnlich, wenn sie allein ist, bricht sie in Gelächter aus und spricht laut und gebärdet sich als hätte sie mit Gespenstern zu schaffen. Sie ist sehr liebebedürftig und für die geringste Liebeserweisung dankbar. Wir müssen einigermaßen den Ausdruck unserer Liebe in Worten zurückhalten, denn sonst würde sie immer auf unsern Knien sein wollen, und da sie zum Hochmut geneigt ist, so vermeiden wirs dieser Neigung Vorschub zu tun. Als sie hörte, Adele Fritz wolle nach Europa gehen, bat sie mehrere Tage lang inständig um Erlaubnis auch zu gehen. Um sie hierüber einigermaßen zu beruhigen, sagte man ihr, wenn sie schwarze Haare habe, dürfe sie vielleicht auch gehen; hierauf fragte sie jedermann, wie sie es machen müsse um schwarze Haare zu bekommen! - Da sie sehr schwächlich ist kann sie weder gekleidet noch genährt werden wie eine Eingeborne, sie bedarf besserer Nahrung. - Wenn christliche Freunde sich dieser armen Kleinen annehmen wollten, so wären wir sehr dankbar, denn es ist nicht wahrscheinlich, daß sie je ihren Unterhalt wird verdienen können wegen ihres schwachen Gesichts und ihrer Schwächlichkeit. Sie begreifen, daß es unmöglich ist, die Geburtstage der Kinder anzugeben, die uns als Heiden zugeführt werden, denn die Eltern selbst wissen es gewöhnlich nicht außer bei den höchsten Kasten. Wenn man uns Geschenke für unsere Mädchen schickt, so wäre ich sehr froh, Haken zum häkeln der feineren Arbeiten und Stricknadeln zu erhalten, aber alles von Messing nicht von Stahl, weil dieses rostet und die Arbeit verdirbt. Früher reichten 2 Rs per Mon. zur Verköstigung eines Mädchens in der Schule reichlich hin, jetzt aber genügt das nicht mehr, da der Reis die fast einzige Nahrung der Eingebornen derzeit das doppelte kostet was früher. Alle Eltern unserer Kinder sind arm und können sich nur kaum selber ernähren. Wollte irgend ein christlicher Freund eines dieser 51 obengenannten Mädchen zum Schützling auslesen, so wären wir sehr dankbar.