Ans Komite. ____ (Aus dem Baseler Archiv.) + Talatsch. 19. März 1840 Da es dem Herrn gefallen hat, Sie einigemale in den letzten Zeiten durch betrübende Nachrichten aus unserem Kreis zu ängstigen, halte ich es für Pflicht, zugleich mit den übrigen Brüdern mit Schreiben fleißiger einzuhalten, damit Sie durch das etwaige Hoffnungs Element in unsern Briefen aufgerichtet werden. Für jetzt bin ich noch allein in Talatscheri, habe darum weniger von den Gefahren zu bestehen, die Sie in Ihrem letzten Schreiben als besondere Schwierigkeit des Missionswerks erwähnten: Unverträglichkeit der aufeinander so sehr verwiesenen Brüder. Doch wie sehr auch in die Ferne hinausgerückt habe ich meinen Teil beides am Schaden und an der Schande, hoffe auch am endlichen Profit. Der einzige Brüderbesuch, dessen ich zu erwähnen habe, ist das Einkehren der lieben Brr. Lösch und Dehlinger. Von der Krankheit des letzteren hatte ich gerade 1. März, Sonnt. Morgens Nachricht erhalten, als auf einmal die Hoftüre aufging und 2 Schwarzgekleidete hereineilten. Die Brr. waren Tags zuvor in Cannanur gelandet, wo ihr Schiff (Sir Ed Paget) Invaliden aufzunehmen hatte: Caplan Lugard behielt sie Samst. Nachts bei sich, und sandte sie am Morgen in einem Boot herüber. Während meiner Morgenpredigt hatten sie Gelegenheit die langen Baselbriefe über Konstitution etc. zu lesen, die gerade bei mir angelangt waren. Br. Lösch war niedergeschlagen zu finden, daß seine Krankheit zur Zeit, da der Brief abgesandt wurde in Basel nicht bekannt zu sein schien - er fürchtete ein plötzl. Heimgehen werde darnach als unvorbereitet und übereilt erscheinen. Aber menschlich gesprochen fühlten beide Brüder dieselbe Traurigkeit, zur Rückkehr genötigt zu sein, Dehlinger vielleicht noch tiefer, da er so gar nichts getan zu haben glaubt, um so mehr danke ich dem Herrn, daß er ihnen den Mut unter diesen Prüfungen aufrecht erhält. Um das Schiff nicht zu verfehlen, kehrten sie mit mir im Boot um 8 Uhr Nachts nach Cann. zurück, was besonders Br. Dehlinger sehr mitnahm. Um 12 Uhr langten wir dort an, schliefen etliche Stunden in Lugards Haus, und gingen am Morgen mit ihm aufs Schiff. Die Brüder haben da viel auszustehen, kaum Platz zum Sitzen, Wasser- und Speisemangel, Ueberhäufung mit Soldaten aber auch einen lieben Reisegesellen an Br. Tremenhere? von Dharwar, der einen Bruder in seiner Kajüte schlafen läßt, und eine Stütze christl. Gemeinschaft sowohl als des Zeugnisses gegen die Unbekehrten ist. Br. Lösch hat Arbeit unter den Soldaten begonnen, die ihm Hoffnung giebt, seine Reise werde auch nicht umsonst sein. Seine Brust ist besser, seit er an Bord des Schiffs ist, Br. Dehl. leidet noch immer an Ruhr und ist so schwach, daß seine Landung im Vaterland als ein neues Geschenk betrachtet werden darf. Um 10 Uhr Morgens nahmen wir Abschied, und bald nachher sah ich das Schiff die Segel richten: konnte dem Herrn danken, daß er den 2 Brüdern das Heimgehen möglich, und mir das Bleiben leicht gemacht hat. - Das Weggehn der Brüder machte eine neue Lücke in Mang., so daß mir von dort aus nicht die Hoffnung gegeben wird, mit der ich mir schmeichelte, daß nämlich die Mehrzahl der neuen Brüder sich ans Malayalam machen werde. Mir liegt hieran viel, indem die gedruckten Hilfsmittel, die fürs canar. vorhanden sind und Selbststudium erleichtern, im Mal. nicht zu finden sind, daher allemal ein älterer Bruder sich dies wird zur Hauptaufgabe machen müssen - den neuen Brüdern zur Sprache zu verhelfen. Da Sanscrit mehr zur Mal. Schulbildung nicht nur, sondern auch zur Konversat. Sprache gehört, als zu irgend einer Sprache der indischen Halbinsel, sintemal es das eigentl. Brahmanenland ist, wäre sehr zu wünschen, daß die Brüder, welche Sanscrit gelernt haben 1. daher Sanscrit Hilfsmittel zu benützen wissen, hier im Süden stationiert werden. Doch die Zukunft wird uns darüber mehr Licht geben. 2. Unter der Rubrik Reisen habe ich einen Besuch (von 1 Tag) in Mahe anzuführen, wo ich 25. Jan. französ. portug. und mal. Bibeln an den Mann brachte. Ich machte dort die Bekanntschaft eines Tschoittu, Mukwen (Fischer) der als Diener von Engl. engl. lernte, in Bombay Herrn Wilsons Unterricht genoß, und das Evangelium beides kennt und liebgewonnen hat. Er will sich taufen lassen, scheint aber von einer sehr natürl. Sorge betört zu sein, indem er zuerst Vater und Hausgenossen bekehren und dann gemeinsch. Bekenntnis ablegen will. Ich warnte ihn dringend, namentlich da der nicht geringe (für Indien) Reichtum seines Vaters ihn weiteren Versuchungen aussetzt - indessen werden jeden Abend in seinem Haus die Disputationen übers Christentum fortgesetzt, denen auch Andere beiwohnen. Der katol. Vikar ist zutunlich, führte mich in seine Schule ein, wo er meine franz. und portug. Testamente zu Lesebüchern macht. Er war hocherfreut, eine ganze portug. Bibel zu erhalten. Im Ganzen sind die natives in M. dem Christentum sehr zugänglich gemacht, d. h. sie wünschen und lesen Bücher ohne viel Vorurteil. - Die Halbeuropäer aber sind nicht bigott, sondern entweder wie die Portugiesen in völlige Trägheit und Armut versunken, oder wie die wenigen Franzosen, nur tätig und erfinderisch mit wenigen Mitteln möglichst vergnügt zu leben. Anf. Febr machte ich nach mehreren Monaten den ersten Besuch in Anjarcandy. Herr Brown schrieb mir nämlich: Press of business prevented my calling on you to communicate my brother's (des europäischen Brdrs: Secretary of the British India Society) expression of thanks for your visits to our people here and requests that you will have the goodness to grant Michael our Catechist the benefit of your instructions. J Brown 26 June). Ich schreibe dies der Hilfe Herrn Strange's (- nach Gott -) zu, der in früherer Zeit Br's innigster Freund war, und jetzt in Engl. oft mit ihm zusammen trifft. Am 1. Febr. ging ich daher nach Anjarc., wo ich auch Herrn Br. (europ.) Schwester, mit ihrem Gatten Allport, einem Kaufm aus Canton vertrieben, traf. Die Herren waren alle freundlich, Herr Br. hatte Michael den Tag zuvor angekündigt, daß die Aufsicht über die Erziehungsgeschäfte von nun an dem Missionär übergeben sei. Michael schämte sich seiner früheren Verkehrtheit und bat, Geduld mit seinen Schwächen zu haben. Sonntag (2. Febr.) predigte ich zu etwa 60-70 Sclaven über die eherne Schlange, als Panier der Heilung, hatte Nachmitt. Schulexamination, in der ich keine Fortschritte, eher das Gegenteil bemerkte, (die Pepperernte ließ zur Schule keine Zeit,) taufte Michaels Sohn, so ziemlich nach der englischen Agende (die ins Mal. übersetzt ist), die ich diesmal benutzt um an den gehörigen Orten Anmerkungen über die vielfachen Bedeutungen der Taufe einzuschieben. Die Leute hörten und sahen sehr aufmerksam zu, da die Mehrzahl nur von ferne Taufe nennen gehört hatten. Auch etliche Muhammed. Colonisten (Mapla) sahen zu. Nachher Gespräche mit den ernster gesinnten, keiner von ihnen (älteren) schien die Rechtfertigungsgnade im bibl. Sinn von Schöpfung und Erhaltung zu unterscheiden. Das Sansc. Wort für Erlösung gebraucht (racsha) bedeutet freilich auch nur Erhaltung. Gnanamuttu der junge Sclave, der 2 Jahre lang der vorderste gewesen und um Christi willen gelitten hat, hat sich eines (nicht entdeckten) kleinen Diebstahls schuldig gemacht, will sich aber vor Michael nicht demütigen, und fährt nun - auf eigene Faust - in den Häusern herum zu beten fort. Er ließ sich nicht vor mir sehen. - Ich muß gestehen, von allem was ich sah und hörte, fühlte ich mich sehr niedergeschlagen. Es ist der Herren * Interesse, Ehe nicht aufkommen zu lassen, obgleich der Schein davon gebilligt wird: Solang dies der Fall ist mag wohl einer oder der andere wie aus dem Feuer gerettet werden, aber alle Arbeit ins Ganze, obwohl sie fortgesetzt werden muß, ist für dies Geschlecht hoffnungslos. Möge der HErr selbst in den Herren arbeiten, daß sie in ihrem bedeutenden Alter die Zukunft bedenken, und falls sie selbst nicht hereinkommen wollen, wenigstens andern die Tür nicht versperren. Jetzt kommt mir ihre Handlungsweise vor, als wenn ein Reiter sein Pferd anspornt, den Zügel aber immer fester anzieht. Daher ich mich nicht verwundern würde, wenn sich das bestätigte, was ich von andern Kasten gehört habe, die Arbeiter in Anj. werden durch die Verschiedenheit des Unterrichts und der Behandlungsweise so mißmutig und schwer zu behandeln, daß ihre Herren zusehends Taglöhner aus andern Kasten vorziehen. Dieß könnte die Auflösung des bisherigen Dörfleins herbeiführen, indem die andern Kasten getrennt in Häusern und Höfen zu leben genötigt sind - ein großes Hindernis für Einführung des Christentums. (Ich brauche kaum hinzuzufügen, daß über Anj. irgend was zu veröffentlichen eine gewagte Sache ist, Rhenius Briefe an Niemayer kamen aus deutschen Miss.berichten in die Times und von da in die indischen Zeitungen). - Die Besuche in Cannanur an den ersten Montagen des Monats werden regelmäßig eingehalten. In den Miss.betstunden fanden sich etliche der bekehrten Gentleman und eine gute Anzahl von europ. Soldaten und Indobritons ein, Lugard eröffnete sie mit Gesang, Gebet, Schriftlesen und Bemerkungen, gab etliche Miss.nachrichten, und ich schloß mit kurzen Berichten aus unserem Missionskreis und Gebet. Wir kriegen hier nicht nur Beiträge in Silber, sondern auch - in Indien eine rare Sache - eine ganze Handful Kupfer, welches da wir so nahe bei Cannanur wohnen, einem Aufseher über unsre Haushaltung und tägl. Leben gleichkommt. An der von Herrn Lug. bezahlten malay. engl. Schule habe ich auszusetzen daß Ananden, selbst Tamile, sich nicht genug ans Malayal. hält, und daher vorgerückteren Knaben in Mal. nichts zu geben hat, die Zahl der Kinder ist nur etwa 17, und von diesen die Hälfte Tamil Kinder (von Soldaten und Campfollowers). - In Tamil habe ich dort nicht gepredigt, vermag es auch nicht mehr recht, weil die Ähnlichkeit des Mal. verwirrt. Ananden predigte Anfangs abwechslungsweise mit Paul, einem früheren katol. Knecht, der sich jetzt in Herrn Wests (eines lieben Bruders und Aufsehers der Kapelle) Gunst festgesetzt hat. Der Letztere wird seines päbstl. und richtenden Predigens halber nicht geliebt, daher er 1. Dec. als Ananden von Herrn West bestellt, zur Predigt auftrat, einen Spektakel anrichtete, die Befugnis Anandens, den Christen zu predigen in Zweifel zog, am Ende voll Muts die Gesangbücher etc. wegnahm und fortging. Nach dieser letzten Predigt untersagte ich Anand. den Gebrauch der Kapelle und gebot ihm, umso mehr die Leute in den Häusern zu besuchen und zu seinem Haus einzuladen. Es ist übrigens, so viel ich weiß kein christl. Leben in allen jetzt in Cann. befindlichen Tamil Namenchristen, alles Privatgunst und Privathaß. Herr Lug. und Herr West wollen mit nichts interferiren, ich nicht mit ihm, so ist bisher alles liegen geblieben. Jetzt aber hat mich Andreas, ein in der Madras Hungersnot von Schaffter aufgefangener Heidenknabe, der nachdem er von seinen Eltern wieder gefunden war, in der Mission zu bleiben vorgezogen, in Tinnew. als Katechist sich gute Zeugnisse erwarb, dann auf mein Bitten von Rhen. und Schafft. nach Chittoor gezogen unter mir und nachher Herrn Groves dort des Herrn Werk betrieben, - dieser Andreas hat nachdem er Groves verlassen (vor 1 Monat) bei mir angefragt, ob er nicht unter unserer Gesellschaft als Katechist für die Tamiler (vorzugsweise weil etliche Regimenter mit dazugehörigen Dienern und Kaufleuten aller Art dort sich aufhalten in Cann. eine Stelle finden könnte. Ich bin sehr dafür, ob er nun in der Kapelle zu predigen Erlaubnis habe oder nicht, weil nur auf diese Weise Einheit in das dortige - dem Christentum äußerst schimpfliche - Wesen gebracht werden kann. Paul, der sich selbst zum Kat. aufgeworfen, und lehrt ohne je gelernt zu haben, excommuniciert und verdammt zur Rechten und Linken und fühlt sich als Pabst sicher: Die dortigen Christen (?) aber petitionieren mich beständig, ihnen Seelenspeise zu verschaffen. Heuchelei ist darin; aber auch wahres Bedürfnis, und es ist rätlich für unsere Mission, jetzt da wir Freunde in Cann. haben, unsern Fuß dort festzusetzen, ohne auf die wechselnden Bemühungen dieses und jenes Kaplans und anderer wohlmeinender Gentleman für den Augenblick zu viel Gewicht zu legen. Ich habe daher an die Mang. und Canara Brüder geschrieben, und hoffe, der Herr werde uns zeigen, was wir zu tun haben. Über Andr. habe ich von Chittoor zuverlässiges Zeugnis erhalten, daß er für seinen Abgang von den Groves durchaus nicht zu tadeln sei. Bei ihm fragte ich einstweilen an, ob er auch zum Sprachen lernen bereit sei, woran ich keinen Zweifel habe, wie ich auch nicht viel Gewicht daraufzulegen geneigt bin. 3. Auf dem Bazar habe ich nie gepredigt und fand offengestanden weder Beruf noch Zeit dazu. Erfahrung übrigens muß erst lehren, ob Schulen mit regelmäßigen Visitationen, wobei auch Erwachsene zuhören, mit Besuchen in Häusern wobei sich auch mehr als nur Hausgenossen sammeln und weiteren Bemühungen, in Zeit und außer der Zeit für das Wort Hörer zu kriegen, ob alles dies Aequivalent für die Bazarpredigt ist. Ich lasse mich hierüber gerne zurecht setzen, da ich meine Gedanken nicht ganz zur Ruhe gebracht habe. Jedenfalls aber scheint mirs, daß wie am Anfang ein das Christentum in der Leute Mund bringendes lautes Auftreten von Nutzen sein mag, so namentlich der Jahre lang unter dem Volk bekannte, mit alltägl. Sprache und Gedenkenreihe vertraute ältere Missionär Aussicht hat, seiner Predigt noch auf dem Marktplatz ein gesegnetes Gehör zu verschaffen. Dem geprüften Schnitter wird vielleicht von oben zugerufen werden: Traue in deine Sichel, und dann haben Bedenklichkeiten und Gründe pro und contra ein End. 4.) Im Missionshaus ist der tägliche Morgengottesdienst (Lesen und erklären des A. T.) und der Abendgottesdienst (apostol. Briefe) nicht blos von den zum Haus gehörigen, sondern auch mehr oder weniger regelmäßigen andern Besuchern mitgehalten worden. Sonntag Abends ist längere Predigt (über die Geschichte der Genesis). - Diesen Monat habe ich den Oberknecht * Herrn Strange's wieder zum Abendmahl zugelassen, da er sich sehr reuig bezeugte, und wochenweise zu dem tägl. Gebet kam, auch Katechist Wedamuttu zu tägl. Gebet in sein Haus einlud. Seine heidnische Frau hat noch keinen bestimmten Wunsch nach der Taufe ausgedrückt. Michael war denselben Tag das erstemal mit uns an des Herrn Tisch. - Unter den Taufcandidaten ist mir der Wettuwer Candappen wieder ferner gerückt, seit ich von ihm ein an ein älteres Mädchen gerichtetes unzüchtiges Wort gehört. Doch hält er sich seit der Züchtigung ordentlich. - Tschinnamma, die Mutter eines Mang. Institutsknaben ist seit November hier, kocht für die Kinder und bereitet sich auf die Taufe vor. Da sie Tamil ist, habe ich ihren privat Unterricht mehr in der Hand der Tamil Arbeiter gelassen, was ich mir jetzt beinahe vorwerfe, weil ich finde daß mit viel gutem Willen sie doch wenig versteht. Ihr Wandel ist gut, doch zeigt sie sich schwach an Geist und Körper. - Besondere Freude giebt mir der Herr in Manni einer Frau der Tijer oder Cocosbauern Kaste, früher Concubine eines Offiziers, der ihr 2 Kinder und Geld hinterließ. Ihre Tochter, Fr Schmidt, ist Wittwe und lebt mit ihren Kindern und deren Großmutter nahe bei unsrem Haus. Diese Frau hat einen guten Namen in ganz Tellich. was nicht auffallen darf, da ihre Jugend in eine Zeit fällt, da der Engländer mit dem sie lebte der beste von allen in Tellich. war, und eine engl. Religion auch nicht von weitem bekannt war. Nach dem Abgang des Engl. Vaters baten die Tijerältesten, sie möchte ihre Kinder in der Tijer Kaste aufwachsen lassen, das tat sie aber nicht, und da gerade der erste Padre, Capl. Spring nach Tel. gekommen war, gab sie die Tochter ihm zur Erziehung über, während der Sohn in dem Madras Waisenhaus erzogen wurde. Von der Tochter die gute Erziehung genossen (engl. portug. und mal. gleich gut liest, hier ein Wunder) hörte sie etliches das Christentum betreffende, obwohl die Tochter selbst nicht bekehrt ist. Vor etlichen Monaten in schwerer Krankheit fühlte sich Manni gedrungen zu beten zu einem Einigen Gott, ohne weiteres zu wissen, und die Welt wurde ihr so zuwider, daß sie manchmal dachte, ob sie nicht einen Sanyasi bereden könnte, sie mit sich in die Einsamkeit zu nehmen. Nur wenige Wochen nachher zogen wir von Strange's Haus in ihre Nachbarschaft, und da ihre Tochter mit meiner lieben Frau etlichemal die portug. Bibel zu lesen kam, brachte sie den Wunsch vor, ihrer Mutter Unterricht zu geben. Seit Januar kommt sie nun täglich. Da sie nicht lesen kann, dachte ich, es werde eine schwere Aufgabe sein, sie zu lehren. Der Herr hat aber eine ganze Freude daraus gemacht. Als das Einfachste nahm ich die Geschichte Jesu vor, an die ich - als Antworten auf ihre Fragen, Erklärungen aus dem A. T. anknüpfte. Die ersten Stunden gings langsam voran, sie klagte selbst, die Sachen seien so neu, daß ob sie gleich einmal gefaßt seien, doch gleich wieder entwischen, außer sie repetiere sie beständig im Herzen. Etliche Wochen brachten großen Unterschied. Sie verstand leicht, und Jesu Liebe griff ihr augenscheinlich ans Herz. Am 16. Febr. schickte sie nach mir, ein geschwollener Fuß erlaubte ihr nicht auszugehen, ihre Antworten auf mein Examen, Leiden und Tod betreffend, gaben mir die fröhliche, alles Dankes werte Gewißheit, daß sie den Herrn gefunden, besser von ihm gefunden worden. Ich betete mit ihr und verließ sie zwar in Tränen, aber wie sie sich ausdrückte, aller Gesundheit voll. Sie wurde bald besser, hört und lernt täglich und heißt die gegenwärtige Zeit ihr Calya kalam Jugendzeit. Ihre Taufe aufs Ungewisse hinauszuschieben, würde ich für Unrecht halten. Vielleicht haben wir an Ostern ein schönes Fest, Taufe mit Liebesund Abendmahl, und bitten nur, daß der Herr uns von allem Zweifel und Eigenmeinung reinige, daß wir ungesäuertes Passah feiern mögen. - Im Febr. brachte nun Manni einen 60jähr. Tijer, Tschoi, der von ihr etwas über ihren bevorstehenden Wechsel gehört und gleich den Wunsch, Christ zu werden, ausgedrückt hatte. Ich war verwundert, ihn so ernstlich um plötzliche Taufe bitten zu hören, fand aber keinen falschen Beweggrund, nur Unwissenheit und Neugierde in ihm aus. Es ergab sich, daß er sich keiner einzigen Sünde in seinem ganzen Leben bewußt war, andererseits auch nicht wußte, ob er je was Gutes getan, und nicht zu bestimmen wagte, ob seine Seele von einer tierischen verschieden sei. - Ich fing an, ihn für mürrisch zu halten, er gab aber gute Auskunft über sein Haus und Hof und tägl. Geschäfte. Wir fingen nun gemeinschaftlichen Unterricht an (mit Manni), nach wenigen Wochen kam er nicht mehr in unsre Nachbarschaft. Ich schickte den Katechisten, ihn in seinem Haus aufzusuchen, der brachte die Antwort: Sein Weib und Verwandte lassen ihn nicht mehr zum Christentum kommen; aber er wisse jetzt, daß es gut und wahr sei und wolle noch vor seinem Ende zu uns übertreten. Jetzt aber sei er noch ganz gesund. 5.) Besucher haben wir mehrere regelmäßige, und eine ziemliche Anzahl solcher, die um Bücher kommen, sich aber dann nicht mehr sehen lassen. Auch die Freundschaft mit Richter Harris zieht mir manche Ämtersüchtige Candidaten zu. Cugni veidyen den ich im letzten Schreiben erwähnte, ist noch immer nahe genug, ohne daß ich ihn näher kommen sähe. Zwar ist er alt und krank, doch läßt er sich nicht nur gern in seinem Haus besuchen, sondern lauft mir auch die Stunde weit ins Haus. Ich habe die größte Schwierigkeit mit ihm, auch seines üblen Gehörs wegen; denn da er viel Weltweisheit hat, glaubt er unsere Ausdrücke zu verstehen und macht große Fehlschlüsse, indem er die Verschiedenheit der Grundgedanken nicht sieht. Letzthin fühlte ich mich gedrungen, seines Alters wegen auf schnelle Entscheidung durch Taufe - falls er glaube, zu dringen. Er unterbrach mich nicht vor länger als einer Stunde, und sagte, er wolle nicht jetzt antworten, verstehe mich aber. Seither besuchte ich ihn eines Abends, wo ich ihm herzl. zusprach, auch durch Arzneisenden mein Interesse für ihn an den Tag legte. Bald darauf kam er und erzählte mir einen Traum, in dem er Himmel und Hölle gesehen, ersterer mit vielen Toren wie einen Saal (oder Academie) da war viel Lesen, und ruhige Conversation, auch weise angenehme Frauen (sic.), letztere wie ein Gefängnis mit 4 kleinen Türen, und die Leute darin wie zu Kohlen gebrannt, in fürchterlichen Verzerrungen. Ich sagte ihm, das sei ein Lügentraum, wenn er den Thron Gottes oder das Lamm, oder sonst etwas derart nicht als Hauptsache im Himmel gesehen, so sei sein Himmel eine Hölle, worauf auch die vielen weiten Türen weisen. Ich predigte ihm wieder das enge Tor, behielt ihn auch zum Famil. Gebet, wo er aufmerksam zuhörte, und warte jetzt eben, was der Herr für das seiner Herrlichkeit zusagendste erklärt. Menschlich gesprochen, wäre sein Beitritt eine große Sache, aber ehe der Einfalt des Evang. sollte Abbruch getan werden, müssen wohl viele Dutzende von Weisen und Geehrten leer abgehen. Mir ist der Unterschied zwischen seinem Stillstehen und dem Wachstum seiner Kastgenossin Grund zu herzlichem Dank gegen unsern Bundesgott. 6) Katechisten. Ueber Tschinappen und Gnanamuttu, die im Hause zu lehren fortfahren, nichts Neues. Vedamuttu kann ich das Lob geben, daß er aufgetragene Arbeit, wie Häuserbesuch etc. treulich ausrichtet. Seine (heidn.) Frau, sagt er, sei jetzt der Taufe wert, was der Fall sein mag. - Die täglichen Unterrichtsstunden für diese 3, und 2 heidnische Lehrer, Tijer (früher Lehrer in Missionsschulen, dem Christentum öffentlich geneigt, Sohn und Schwiegersohn von Cugni Veidjen) sind regelmäßig fortgeführt, und die paulinischen Briefe im histor. und dogmat. Zusammenhang erklärt worden. 7) Englische Predigt und Donnerstag Abendstunde wie das letztemal: Ich mache mir beinahe ein Gewissen aus dem englisch. Predigen, da ich mich nur wenig vorbereiten und bald nichts neues mehr liefern kann. Habe darum besonders einen Besuch von Br. Hebich gewünscht, mich abzulösen, und auch andere (Haushaltungs etc) Punkte zu beraten. Jetzt, höre ich, habe ich keine Aussicht hierauf. 8.) Schulen Meine Arbeit in der Englischen will nicht viel heißen. Dagegen hat die Engl. Malayal. Mädchenschule eine große Bedeutung, indem sie das Hauptglied ist das uns mit der portug. und anderer kathol. Bevölkerung (auch Parsi) verbindet. Falls die Engländer vertrieben werden, bleiben die Indoportugiesen und Indobritten. Daher was für sie getan ist, auch den Natives zu gute kommt. Diese Mädchenschule in uns. Verandah nimmt täglich zu, während das Mädcheninstitut fast stationär leibt. - Eine Schule in einem Tijerhaus in Catirur 2 Stunden von hier wird seit Mitte Febr. von 40 Knaben besucht, nur christliche Bücher gelesen. Ich habe dort meine regelmäßigen Besuche zu Examen und Predigen und finde den Platz hoffnungsvoll. Hier habe ich eine Art Scheuertenne als Schule erbaut. (etwa 12 Rup Kosten) wozu der Collector den Platz gegeben hat; die Schule wird nächster Tage beginnen. 9 Zum Schluß. Herr Lugard und die Gentlemen wollen mir die monatliche Armenspende von 200 Rup zur Besorgung auftragen, was Arbeit kostet (wenigstens am Anfang) aber mit den Armen in Verbindung bringt, und zu Sammlung von Waisenkindern helfen wird. - Mit hallischen Medicinen hat mich der Herr schon viel tun lassen. Jetzt sind sie aus (ich brachte sie von Tinnew.). Die Milzessenz ...1 sind die besten ...1 Ich rate Brüdern an, zu Hause so viel Medicin, Chirurgie, Naturwissenschaftliches zu lernen, als sie auffassen können; es ist erstaunlich wie viel man hier damit helfen und anziehen könnte. Ob ich gleich kein Doctor bin, kommen doch Viele lieber zu mir als zu ihm, weil ich die Sprache spreche, und die Medicin selbst, nicht durch andere, - gebe. Die Amerikaner wollen jeden Missionar Medicin studiren lassen. Malay. Traktate müssen alle bezalt werden. Ich denke eine kleine Universalgeschichte für Schulen zu schreiben und drucken zu lassen, wenn Sie es zweckmäßig finden. Doch der Raum fehlt mir. Sie und mich des Herrn Gnade empfehlend Ihr gehorsamer Herrmann Gundert.