eheliche Tochter einer Portugiesin von einem Pareiar, von Madras an flottes liederliches Bettlerleben gewöhnt, wenn sie will zu allem rüstig und gewandt. Malayal und englisch Lernen so wie jede Handarbeit wurden ihr sehr leicht. Wenn aber die Lust zu früherem ungebundenem Leben sie überfällt, ist sie wie besessen (s. oben May). Nach meiner Frau Niederkunft da auch durch Aufstehen und Dienen der älteren bei Nacht und Schlafen bei Tag eine Störung in den Gang der Anstalt kam, fing sie an Plane auszubrüten, wie sie das zu einer Madrasreise Nötige stehlen und ihren romantischen Hoffnungen nachlaufen könne. Der Plan wurde von Elisa verraten, von Francis nach Auffindung des schon Gestohlenen eingestanden, sie auf eine Woche gebunden und einkarzerirt. Ich höre aber seither aus jedem Brief daß sie sich in die Ordnung schickt und den üblen Eindruck gegen sich zu verwischen sucht. Schon wegen ihres lieblichen Schwesterleins Arabella, noch mehr um ihrer selbst willen, durften wir sie nicht fortschicken, nur möglichst von den andern entfernt halten bis sie zu einer Verheiratung reif ist; sie ist erst 12 Jahre alt). - Die 2t. Elise (von Mang) und Elisabeth (von Cannan) eine gutmütige Neyerenkelin, halten sich ordentlich. Dagegen ist unter den 3 jüngeren Nevis, Rosina Mariam von der ersteren (aus der Coimbatur Mädchenschule gelehrte) unnatürliche Unzucht an den Tag gekommen; sie schlafen jetzt separat. - Catharine das unglückliche Schwesterlein der Nevis ist Tag und Nacht nur auf Stehlen von Eßwaren bedacht in deren Ermanglung sie Erde und Kohlen verschlingt. - - Außer diesen 9 halten wir noch immer Flora Brennen, Tochter eines Tellich. Beamten in Kost und Unterricht. In dem Jahr in welchem sie bei uns war hat sie an Verstand und Kenntnissen ungemein zugenommen (bes. Bibelkenntniß und Geogr.) sie ist 10 J. alt und anhänglich an uns wie ich namentlich auf einem kleinen Reislein mit ihr nach Cann. erfuhr, wo sie aufrichtig über ihr Herz sprach. Sie hat aber viele Fehler der Eingeborenen und macht uns ausserdem durch unverhehlte Antipathie gegen ihren Vater Not. Die 2 Tinneweli Gebrüder Vedamuttu und Ananden sind jetzt beide in Cann. Der erste hat bei Pauls Abgang seinen Teil des Predigtamts und Häuserbesuchs übernehmen müssen, der letztere ist durch Verlaufen der Uebrigen mal. Knaben und Zusammenwerfen von Pauls kleiner tamil Schule mit der seinen zum Tamil Schulmeister zurückgesunken und hat 32 Schüler. Eine Mal. Schule in Cann., das sehen wir deutlich, lässt sich nur durch einen gutgeschulten Mann von Kaste (unter Aufsicht des Katechisten und meiner) in Aufnahme bringen, und ich hoffe wenn ich einen zum Vorbereitungs-Unterricht bei mir sich verstehenden Mann kriegen kann, bald eine solche Schule zu errichten. Den ersteren besonders halte ich für einen wahren Glaubigen, der aber durch die eigentüml. Schwäche und Furchtsamkeit seiner Kaste nur bei Niedrigen zum Hören geneigten sich Eingang schaffen kann. Wenn sich für die Tamil-Gemeinde in Cann. (stolze Pareier) anders sorgen lässt, sollten beide den bedürftigeren Gebirgsvölkern zu Schulmeistern gesetzt werden. Unter ihnen wünsche ich sehr, nachdem die neuen Br. sich in die Arbeit werden gefunden haben, 3-4 Wochen herumzuwandern, um weiteres zu berichten. Ueber Michael und Paul ist im Obigen genug gesagt. Den ersteren an die Tamil-Gemeinde abzugeben kann ich mich noch kaum verstehen. Vielleicht kommt Licht von anderwärts her. Meine 2 Mal. Schullehrer Canaran und Cannen, beide Heiden, aber seit 15-20 Jahren in der Form des Christentums unterrichtet und unterrichtend, sind hier so gut als unbekehrte Lehrer zu Haus. Ihre Schulen im Tal.fort, und in Catirur zählen immer zwischen 35 und 50 Knaben, die meisten regelmässige Besucher. Beide werden wenigstens einmal in der Woche von mir gelehrt und examiniert, und geben Gelegenheit zu Gesprächen und Predigt an Fremde und Neugierige. Diese Schulbesuche werden mir immer wichtiger in Catirur, wo sie mir auch zu Hausbesuchen den Weg öffneten, so dass mich dort Kranke und andere oft ansprechen, und meine Ankunft in der Regel die früher Angeredeten herbeizieht. Zu dem dort errichteten Obdach für die Schule hatte ich nur die Materialien zu zahlen, die Tijer daselbst verrichteten die Arbeit (deren sie freilich im Monsun sonst wenig hatten) unentgeltlich. Mit den Gottesdiensten fuhr ich wie früher fort. Im Morgengebet, das mehr Lesen, Katechisieren und Aufgaben hören für die Kinder hat, den Pentateuch; im Abendgebet, wozu sich die Gemeindeglieder leichter zusammenkriegen lassen, die apostolischen Briefe mit mehr Anrede und Predigt. Am Sonntag Predigt Christus im Alten Test. Englisch Predigt am Sonntag Morgen, und Donnerstag Abend Erbauungsstunde über die Offenbarung (namentl. für Halfcasts). Unter den Besuchern im Miss.haus waren etliche junge Najer und Tijer, die eine Reihe von Tagen wiederkamen das ganze Evangelium zu hören. Um die Taufe hat noch keiner gebeten. Die meisten Besucher sind niedere Brahmanen vom Bazar. Der erlauchteste war der Cshatria Radscha von Cotteiagattu, der nachdem ich ihn im April in Cuttuparambu ganz im Vorbeigehen besucht hatte, sich bei allen die ich angeredet, nach meinen Worten erkundigte, und nun (im Aug.) kam, Bücher zu holen, mich aber auch zu einem mehrtägigem Besuch bei sich einlud, dort die Bibel zu lesen und zu erklären. Mit des Herrn Gnade hoffe ich dieser Einladung bald entsprechen zu können. Sie sehen wie nötig die 2, ja noch mehr Brüder für die angefangene Malayalam-Mission sind. Mit grosser Sehnsucht sehe ich ihrem Eintritt ins Werk entgegen - auch Furcht und Zweifel wollen manchmal dabei aufkommen. Ich hoffe aber dass der Herr selbst einem jeden seine Art und Mass der Arbeit austeilen, uns alle höchst demütig halten, und die rechte Mitte von Zusammenfliessen und Besondersstehen zeigen und gehen lehren wolle. Er kann uns seine Diener nicht nur vor allen ungebahnten Wegen und Irrlichtern bewahren, sondern auch durch ungeheuchelte Untertänigkeit, kindliche Liebe und furchtloses Zutrauen gegen Ihn, gegen Sie, und untereinander uns zu einem sprechenden Bilde seiner Kirche im Kleinen machen. Wolle Er, der getreue Herr Seine Gnade an uns allen verherrlichen! In der Liebe Jesu Christi Ihr gehorsamer H. Gundert.